“A Perfect Life With A View Of The Swamp”
ist schon ein sehr spezieller Titel für ein Album.
Ebenso speziell ist auch die Band, die sich hinter diesem Werk
verbirgt. Die Rede ist hier von einer Londoner Combo namens
Miocene. Experimentell, kunstvoll, verspielt, innovativ,
hart, melancholisch, elektronisch, rocklastig, geheimnisvoll,
brillant (?) sind nur einige Schlagworte, die ich auf Anhieb
mit diesem Quartett verbinden möchte. Eine Kategorisierung
fällt daher sehr schwer und würde der Band bzw. ihrem o.g.
Werk nicht gerecht werden. Dieses – bestehend aus 14
unterschiedlichen Tracks – besticht besonders durch
abwechslungsreiche Stilkombinationen: Der leicht ironische
betitelte Opener “A Message From Our Sponsors“ ist ein
heftiges 1.44min andauerndes Metalbrett – ein wirklich guter
Track, der jedoch nicht symbolisch für das Album steht. Denn
im Anschluss wird der Metalpfad kurz verlassen und mit
“Colloquial Drug Termininology“ ein fetter Drum’n’ Bass
angehauchter Track eingeläutet. Dieser moderne Elektrostiel
zieht sich von nun an über zahlreiche Interludes quer durch
das gesamte Album (z.B. #04, #06, #08, #10 oder #12). Dabei
experimentieren Miocene jedoch nicht nur mit
vielseitiger Electronic, Moods und Loops sowie programmierten
Synthies, sondern kombinieren diese mit gitarrenorientierten
Alternative Metal- bzw. Art-Rock-Elementen. In diesem Sinne
schließt sich der dritte Track “Autopia“ an den Opener an und
liefert über 5.13 min intelligente Gitarrenhärte pur. Etwas
kunstvoller und im Härtegrad ein Gang zurückgeschaltet,
präsentieren sich die Tracks “The Fall“ (#05) und “Dionyus
(#09)“ Speziell diese beiden Songs erinnern mich aufgrund der
epischen Stimmung ein bisschen an Tool, was ebenfalls
auf einige Gitarren-, Bass- und Gesangspassagen zurückgeführt
werden könnte. Die Stimme des Sängers und Programmierers Ben
passt hierbei besonderes gut zum Soundbild. Sie wirkt nie
aufgesetzt, drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern fügt
sich als (wichtigstes) Instrument in die Miocene-Songs
ein. Als (fast) abschließendes Highlight von “A Perfect
Life With A View Of The Swamp” wird mit Track Nr. 13 der
eigenartig betitelte Song “(-) (i)youth (ii)zenith (iii)harvest
(iv)dissolution” dargeboten. Dieser Track mit einer
Gesamtspiellänge von über 11min besticht durch ausgiebige
Tempo-, Sound- und Stilwechsel. Ähnlich wie “The Fall“ oder
“Dionyus“ ist der Song im Mid-Tempo gehalten und erinnert
wieder stellenweise sehr stark an Tool. Nur die Vocals
sind hier nicht so perfekt wie bei den Vorgängern bzw. wie bei
Maynard James Keenan , sie sind dennoch sehr hörenswert.
Meiner Meinung nach hätten Miocene nach diesem Song das
Album beenden sollen, denn der letzte Track “I Aint’ Got No
Roots“ (#14) – eine elektronisch angehauchte Akkustiknummer –
ist nicht sonderlich gut gelungen. Der (zum Glück) kurze Track
passt überhaupt nicht zum Gesamtklangbild des Albums und hätte
lieber weggelassen werden sollen. Dennoch gefährdet dieser
nicht den positiven (Hör-)Eindruck der CD. Die Platte bleibt
unabhängig von dieser Ausfallnummer eine Spitzenalbum!
Fazit:
Miocene
schaffen mit ihrem offiziellen Indie-Debüt-Album
“A Perfect Life With A
View Of The Swamp”
ein sehr originelles Werk aktueller Musikkunst. Die CD ist
ideen- und abwechslungsreich und wird daher nicht so schnell
langweilig. Es gibt immer wieder neue Feinheiten zu entdecken.
Ich empfehle dennoch, vor dem Kauf ein Ohr hineinzuwerfen, da
dieser Stilmix nicht jedem auf Anhieb begeistern wird. Für Art
Rock- oder experimentelle Alternative Metalfans ist dieses
Album aber auf jeden Fall zu empfehlen. Deshalb reinhören,
begeistern lassen und kaufen!